Rückblick 2023

Israelfahrt

Nach 12 Tagen sind wir alle wieder wohlbehalten aus Israel zurück – und es war eine ereignisreiche Zeit für uns! Insgesamt 1300 km legten wir mit unserem Kleinbus und über 82000 Schritte zu Fuß im „Heiligen Land“ zurück.

Wir machten (Übernachtungs)Station in Akko, Schlomi, Peki’in, Kara Deshe, Masada, Jerusalem und Tel Aviv, besuchten und hatten Treffen in Haifa, Sefad, den Golanhöhen, am Mount Hermon, in Tiberias am See Genezareth, Abu Gosh u.a.

​Wir sahen die Altstadt von Jerusalem mit Grabes- und Erlöserkirche, österreichisches Hospiz, Klagemauer, den Garten Gethsemane und den Ölberg, lauschten dem Muezzin im arabischen Teil der Stadt, sahen die alten Templeranlagen, Minarette und Moscheen in Akko, das Zentrum des Kabbalismus in Sefad, badeten im Toten Meer, bestaunten die Gärten der Bahai’i in Haifa, bestiegen den „Berg der Seligpreisung“ am See Genezareth, besuchten die Taufstelle Jesu Yardenit, erlebten den alten Stadtteil Jaffa von Tel Aviv.

​Und vor allem hatten wir unfassbar wertvolle Treffen und Gespräche: mit Tanja Ronen, langjährige pädagogische Leiterin der Gedenkstätte „Haus der Ghettokämpfer“ mit der Kinderbildungseinrichtung, mit religiösen und weltlichen Führern der arabischen Drusen in Peki’in/Region Galiläa zum Verhältnis der Drusen zum jüdischen Israel und zu den palästinensischen Arabern, mit dem israelischen Journalisten David Witzthum zur aktuellen Situation innerhalb der israelischen Gesellschaft und ihren Auseinandersetzungen, mit dem Bischoff von Palästina und Jordanien zur Lage der Christen in der Region, mit dem Marketing-Chef des israelischen Jugendherbergswerkes, Ofer Schapira, Sohn einer Auschwitz-Überlebenden, den beiden Angehörigen der deutschen Botschaft in Tel Aviv, die uns freundlichst und informativ empfingen und vor allem mit den Überlebenden der Schoa Tamar Landau (überlebte Auschwitz, Flossenbürg und Bergen-Belsen), George Shefi (überlebte die Schoa durch die Kindertransporte nach England), Michael Goldman-Gilead (überlebte Auschwitz und gehörte zum Vernehmungsteam von Adolf Eichmann während des Prozesses in Jerusalem) und Halina Birenbaum (überlebte das Warschauer Ghetto, Majdanek, Auschwitz und Ravensbrück).

​Wir haben viele Stunden Ton- und Filmaufzeichnungen unserer Gespräche mitgebracht, die nunmehr für unsere pädagogische Arbeit mit jungen Menschen aufgearbeitet werden müssen.

​Wir danken ganz herzlich und unendlich unserem Reisebegleiter Rudi Pahnke für all seine Kontakte in Israel vor Ort, die er mit uns teilte – und natürlich für seine unschätzbaren hebräischen Übersetzungen -, dem israelischen Jugendherbergswerk für die wunderbare Zusammenarbeit und perfekte Betreuung bei der Übernachtungsorganisation in ihren hervorragenden Jugendherbergen, all unseren lieben Gesprächspartnern für die offenen und interessanten Worte und Lebensgeschichten, den liebenswerten gastfreundlichen Menschen (Juden, Muslime, Christen, Drusen, Bahai’i etc) in diesem herrlichen Land
und vor allem auch der „Partnerschaft für Demokratie“ im Landkreis Dahme-Spreewald, die diese Reise und damit die vielen historischen Aufzeichnungen mit den Gesprächspartnern ermöglichte.

© Thomas Thiele, Mai 2023

Theaterprojekt „was uns verbindet“

Das Projekt, welches bereits zum dritten Mal im Landkreis Dahme-Spreewald (LDS) stattfindet, wird im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ Partnerschaft für Demokratie im LDS gefördert.

Die Initiatoren des Theaterprojektes sind die Staatliche Gesamtschule Königs Wusterhausen und die Initiative „Willkommen in KW“.

Der Schulleiter der Staatlichen Gesamtschule Königs Wusterhausen, Erik Dorow, betont: „Wir sind eine Schule, die mittlerweile Schülerinnen und Schüler aus mehr als 40 Ländern besuchen. Um eine Atmosphäre des echten Miteinander zu schaffen, leiten wir interkulturelle Projekte in die Wege und kooperieren dabei eng mit lokalen Initiativen.“

Die Leiterin der Initiative „Willkommen in KW“ und Mitinitiatorin des Theaterprojektes, Hella Meyer-König, ergänzt: „Seit 7 Jahren bietet die Integrationsinitiative für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte Möglichkeiten zur regelmäßigen Begegnungen.

Die oben genannten Theaterprojekte mit Jugendlichen und die enge Zusammenarbeit mit der Staatlichen Gesamtschule Königs Wusterhausen sind inzwischen u.a. ein wichtiger Bestandteil unserer Integrationsarbeit im Landkreis Dahme-Spreewald.“

An dem Theaterstück, das unter der theaterpädagogischen Leitung von Ronan Favereau, Cecilia Coulon, Tetiana Mykhailenko und Noelia Contreras, entsteht, sind vor allem Schülerinnen mit Migrationsgeschichte aus Syrien, Ukraine, Somalia, Eritrea, Irland, Jemen oder Griechenland beteiligt.

Die Teilnehmenden setzen sich zwei Wochen lang in intensiven Workshops damit, was Europa für sie bedeutet. Sie kreieren Szenen, tanzen, üben Choreografien ein, diskutieren und präsentierten die Ergebnisse am 16.05.2023 um 17.00 Uhr im voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus Diepensee.

© GKD, Mai 2023

„Die Kindheit Ewa Weyls“

Das durch den BGA beschlossene Projekt „Die Kindheit Ewa Weyls“ konnte durch die Macher im Rahmen einer Videokonferenz vorgestellt werden, zu der auch die Koordinierungs- und Fachstelle eingeladen war.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch die die Projektleitung, wobei die Kinder besonderes herzlich begrüßt wurden, wurde der durch die Mädchen und Jungen erstellte Film vorgestellt.

Dem sind Videointerviews der Kinder mit Ewa Weyl voraus gegangen. Ewa Weyl berichtete den Kindern über ihre Kindheit, ihren Weg als jüdisches Mädchen ins KZ Westernbork und letztendlich über ihre Befreiung.

Aus den Interviews entwickelten die Kinder ein „Drehbuch“ für ein szenisches Spiel mit selbst gefertigten Requisiten.

Nach der Präsentation gab es einen Austausch der Kinder mit den anderen Teilnehmern der Videokonferenz.

© GKD, Mai 2023

Israel-Reisevorbereitung

Wer auf Reisen geht, der sollte sich gründlich vorbereiten. Das ist umso wichtiger, wenn die Ziele und vor allem die Besuchten von besonderer Bedeutung sind.

Zur Vorbereitung der Israelfahrt trafen sich alle Teilnehmer im Jugendbildungszentrum Blossin. Viele Orte und vor allem Überlebende der Shoa sollen in effektiven 10 Tagen besucht werden.

Durch seine Orts- und Personenkenntnis konnte Rudi Pahnke ein vollgepacktes Programm vorstellen, dass Punkt für Punkt durchgesprochen wurde.

Die umfangreichen organisatorischen Arbeiten hatte der Stadtjugendring realisiert und jeder der Teilnehmer übernahm vorbereitende Aufgaben.

Hoch motoviert, voller Vorfreude und doch etwas angespannt fuhren die Teilnehmer nach Hause.

© GKD, Mai 2023

Lesung mit Niklas Frank

Niklas Frank ist der Sohn von Hans und Brigitte Frank.

Sein Vater Hans Frank war der Rechtsanwalt von Adolf Hitler in mehr als 50 Prozessen, was Hitler ihn lohnte, indem er ihn zu seinem Stellvertreter als Generalgouverneur im überfallenen Polen machte.

​Hans Frank war unumschränkter Herrscher und plünderte die polnischen und jüdischen Menschen rücksichtlos aus bevor er insbesondere jüdische Männer, Frauen und Kinder in die Vernichtungslager schickte.
Seine Frau Brigitte – Niklas Franks Mutter – nannte sich selbst „Königin von Polen“ und stand ihrem Mann in Raffgier und Lust am Ausplündern der jüdischen Bevölkerung in nichts nach.
Hans Frank wurde als einer der Haupt-Kriegsverbrecher in Nürnberg angeklagt und 1946 gehenkt.

​Niklas Frank hat schonungslos und rigoros die Verbrechen seiner Eltern in seinen Büchern beschrieben.

Daraus las er am Dienstag, den 14.03.2023 in Königs Wusterhausen vor höchst interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern im Alter von 13 bis fast 90 Jahren. Sie kamen aus dem gesamten Kreisgebiet, aus Berlin – einige auch aus Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber.

Videomitschnitt: https://www.menschen-geschichten.de/niklas-frank

Nach der fast einstündigen Lesung gab es Gelegenheit für Fragen.

​Die TeilnehmerInnen waren beeindruckt von Niklas Franks klaren Antworten, seiner Vitalität und seinem Humor – die Märkische Allgemeine Zeitung beschrieb das auf der Lokalseite so:

​„Die ersten Reihen sind voll mit jungen Gesichtern. Alle sind sie an diesen Dienstagabend freiwillig da. Sie gehen auf das Humboldt-Gymnasium in Eichwalde, viele von ihnen besuchen den Leistungskurs Geschichte. Auch Leonel Wolf. Eine Frage, die ihm auf der Zunge lag: „Wenn Sie noch ein Gespräch mit Ihrem Vater führen könnten, worüber würden Sie sprechen?“ Niklas Frank sagt, dass er nie verstanden hätte, wieso sein Vater voller Feigheit steckte. „Er hat seine Verbrechen und seine Schuld nie wirklich eingesehen. Ich mochte diesen Verbrecher Hans Frank nicht“, antwortet er.“ – Charleen Effenberger MAZ vom 15.03.2023.

​Am 09.03.2023 beginn Niklas Frank seinen 84. Geburtstag.

Thomas Thiele vom Stadtjugendring, der die Veranstaltung eröffnete, gratulierte nachträglich und übergab kleine Präsente. Er beschrieb in seiner Eröffnungsrede, wie lange man sich um diese Veranstaltung bemüht hatte; zunächst hatte Covid-19, dann eine Erkrankung Niklas Franks im Dezember 2022 verabredete Termine platzen lassen.

​Umso mehr freuten sich die Organisatoren der Lesung, die durch die Partnerschaft für Demokratie wesentlich finanziert wurde, dass fast alle Plätze des KULTurKinos Capitol besetzt waren.

​Nach über zwei Stunden stand Niklas Frank für weitere persönliche Gespräche bereit. Viele nutzen die Gelegenheit, Bücher signieren zu lassen.

​Leseempfehlungen:

Der Vater – Eine Abrechnung (1987)
Meine deutsche Mutter (2005)
Bruder Norman! (2013)
Meine Familie und ihr Henker (2021)

www.https://niklasfrank.de

© GKD, März 2023